LUBLIN - Kirche des heiligen Apostels Petrus
Die Kirche
IN LUBLIN
Die Geschichte dieser Kirche geht auf das 17. Jahrhundert zurück, als der Bannerträger der polnischen Krone Piotr Czarny von Witowice dem Orden der Bernhardinerinnen ein Haus mit einem Platz und einer Kapelle schenkte. Das Dorf Rozkopaczew sollte den Lebensunterhalt der Ordensschwestern absichern. Die Bernhardinerinnen kamen hierher aus Krakau, wo sie im Kloster der heiligen Agnes lebten. Im selben Jahrhundert übergab der Abt von Pokrzywnica, Gniewosz, ein Grundstück für den Bau einer Kirche. Die Schwestern kauften das restliche Land von ihren Ersparnissen. Der Bau der Kirche dauerte zweiundzwanzig Jahre und wurde im Jahr 1658 abgeschlossen.
Die ursprüngliche Form des Gebäudes wurde im Einklang mit dem Stil der Renaissancekirchen des Lubliner Bautyps gehalten. Was sind die Merkmale dieses Stils? Die Kirchen haben eine Fassade, die schmaler ist als das Kirchenschiff und keinen Turm, sowie einen abgerundeten Altarraum. Die Gebäude haben einen schlanken Baukörper, der oft mit Strebepfeilern (polnisch skarpa oder szkarpa), d. h. vertikalen Mauerelementen, verstärkt wurde. Der Renaissancestil in der Region Lublin zeichnete sich auch durch eine Fülle von architektonischen Details aus.
Seit dem 17. Jahrhundert wurde die Kirche mehrfach umgebaut und renoviert. Dafür gab es viele Gründe: von Stilveränderungen über laufende Sanierungen bis hin zu Unfällen wie Brände und letztendlich auch Überfälle der Tataren. Das 18. Jahrhundert brachte einen Brand der Kirche und des Klosters im Jahr 1768. Die Renovierung des letzteren nahm relativ wenig Zeit in Anspruch, aber die Kirche brauchte mehr als ein Jahrzehnt, um ihren früheren Glanz zurückzugewinnen. Mit den neuen Mauern kam auch ein neuer Stil und das Gotteshaus verwandelte sich von einer Renaissance- in eine Barockkirche.
Als der Orden im Jahr 1864 aufgelöst wurde, begannen die Gebäude zu verfallen, da sie ihre Betreuerinnen verloren hatten. In den Jahren 1874-1876 wurde das Gebäude restauriert. Im Jahr 1887 erfolgte die Schließung des Klosters und die Kirche wurde zu einer Filialkirche unter der Verwaltung des Rektors. Das 19. und 20. Jahrhundert brachten weitere Veränderungen in der Umgebung der Kirche. Ein Teil des Klostergebäudes wurde abgerissen, um Platz für die Verbreiterung der Bernardyńska Straße zu schaffen, dann wurde ein weiterer Teil abgerissen, um das Vetter-Gymnasium (August-und-Julius-Vetter-Handelsschule) an dieser Stelle zu bauen.
Die Nonnen übergaben die Kirche letztendlich im Jahr 1919 und der Bischof schenkte sie den Jesuiten. Bereits im Jahr 1924 wurde sie als wichtiges Kulturdenkmal eingestuft und unter die Aufsicht der Denkmalpflege genommen. Im Jahr 2015 wurde die Kirche durch die Ordensbrüder an die Erzdiözese Lublin übergeben.
Das Innere des Gebäudes überwältigt mit einer Fülle von Details und Verzierungen. Besonders erwähnenswert sind die prunkvollen neobarocken polychromen Wandmalereien aus dem Jahr 1899 von Władysław Barwicki. Ein charakteristisches Merkmal des Barocks und des Neobarocks ist der Aufbau einer Illusion durch Farben, Perspektive, Anordnung von Details und Licht im Verhältnis zum Betrachter. Dadurch entsteht der Eindruck, dass Heilige, Engel und schließlich Jesus selbst zusammen mit der Jungfrau Maria direkt vom Himmel in das Kirchenschiff schauen, um die Gläubigen beim Gebet zu unterstützen. Im Hauptaltar aus dem 18. Jahrhundert im Renaissancestil ist das Gemälde des zweifelnden heiligen Petrus nicht zu übersehen, dessen Autor Antoni Michalak war.